Wie kann man die Raumluft auf natürliche Art und Weise verbessern? | Die Top 5 Methoden
Durchschnittlich befinden wir uns täglich bis zu 90 % unserer Zeit in geschlossenen Räumen, wovon 60 % auf unsere Wohnung entfallen. In dieser Zeit filtern unsere Lungen ca. 20.000 Liter Luft, bei körperlicher Anstrengung sogar das Mehrfache davon. Die Qualität der Raumluft hat gravierende Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, unsere Produktivität und nicht zuletzt auf unsere Gesundheit. Mit 5 einfachen Methoden lässt sich die Raumluft schon auf natürliche Weise verbessern. Richtig angewendet, wird die Lebensqualität dadurch spürbar ansteigen.
Was verschlechtert überhaupt die Raumluft?
Inhaltsverzeichnis
Alleine schon unsere Anwesenheit in einem geschlossenen Raum sorgt für eine Luftverschlechterung, da wir den Sauerstoff mit der Atmung aufnehmen und Kohlendioxid (CO2) abgeben. Dazu kommen Luftschadstoffe, wie beispielsweise Feinstaub, Formaldehyd oder Benzol, welche je nach Konzentration negative gesundheitliche Auswirkungen verursachen. Oft vernachlässigt wird zudem die richtige Luftfeuchtigkeit, welche ebenfalls für ein gesundes Raumklima sehr wichtig ist. Neben technischen Lösungen wie Luftreiniger, Luftwäscher oder Luftbefeuchter, können wir oft schon mit einfachen Mitteln die Raumluft auf natürliche Weise verbessern. Es kommt jedoch auf die Ursache an, welche Mittel dann auch wirklich helfen.
Formaldehyd und Benzol in der Raumluft
Die Konzentrationen von Schadstoffen wie Formaldehyd und Benzol sind in der Raumluft deutliche höher als in der Außenluft, da sie häufig in den Wohnräumen selbst entstehen. Schadstoffquellen können Farben und Lacke, Klebstoffe oder Baumaterialien sein. Formaldehyd ist von der WHO als gesundheitsschädlich bis krebserregend eingestuft und die Konzentration in Wohnräumen sollte nicht 0,08 ppm überschreiten (1 ppm = 1 millionstel). Doch selbst geringere Konzentrationen von nur 0,01 ppm Formaldehyd können bereits Reizungen der Schleimhäute und Augen verursachen.
Benzol findet in der Industrie vielfältige Anwendungen zur Synthese von chemischen Verbindungen, zum Beispiel für:
- Anilin
- Styrol
- Nylon
- Synthesekautschuk
- Kunststoffe
- waschaktive Stoffe
- Farbstoffe
Somit sind Formaldehyd wie auch Benzol in vielen Haushalten anzutreffen, beispielsweise in Möbeln, Bodenbelägen, Teppichen oder Kunststoffprodukten. Oft sind die ersten Symptome bei zu hohen Schadstoffkonzentrationen brennende Augen und Kratzen im Hals. Teilweise sind sogar säuerlicher Gerüche wahrnehmbar. Auf Dauer machen uns die Luftschadstoffe krank, wenn die jeweiligen Konzentrationen ansteigen, nicht nur von Formaldehyd oder Benzol. Dazu empfehle ich auch meinen Beitrag: „Das sind die häufigsten 5 Schadstoffe in der Raumluft | Die gesundheitlichen Auswirkungen | Das kann man dagegen machen!“.
Schimmelbildung und zu trockene Raumluft
Ebenfalls hat die Luftfeuchtigkeit in der Raumluft eine große Bedeutung. Sie ist von verschiedenen Faktoren abhängig und liegt oft zu hoch oder zu niedrig. Ideal ist eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 50 und 53 %. Liegt die relative Luftfeuchtigkeit über 60 %, ist sie auf Dauer zu feucht und es besteht die Gefahr der Schimmelbildung. Die Schimmelbildung beschädigt nicht nur die Bausubstanz, sondern schädliche Schimmelsporen können mit der Raumluft eingeatmet werden.
Zu trockene Raumluft ist jedoch genauso schädlich für unsere Gesundheit, da sie unsere Schleimhäute austrocknet und das Immunsystem schwächt. Zu trockene Raumluft tritt fast regelmäßig in der Winterzeit während der Heizperiode auf, da es einen großen Temperaturunterschied zwischen Außenluft und Raumluft gibt. Es wird allgemein von trockener Heizungsluft gesprochen. Weitere hilfreiche Infos gibt dazu auch mein Beitrag: „Bei dieser Raumtemperatur und dieser Luftfeuchtigkeit fühlt man sich wohl!“.
Auf natürliche Weise die Raumluft verbessern
Abgesehen von Geräten zur Luftverbesserung wie beispielsweise Luftreiniger oder Luftbefeuchter, können schon einige Veränderungen die Raumluft nachhaltig verbessern. Ob es dann im Einzelfall ausreichend ist, kommt auf die Höhe der Schadstoffbelastung an. In Haushalten mit Rauchern sind auch einige Verbesserungen möglich, reichen aber in der Regel alleine nicht mehr aus. Das Gleiche trifft auf die Raumluft von Wohnungen zu, welche von einer starken Schadstoffquelle betroffen sind.
1. Regelmäßig Stoßlüften
Ein regelmäßiger Luftaustausch zwischen Raumluft und Außenluft bietet mehrere Vorteile und ist alleine schon für den nötigen Sauerstoff und die Abführung von Kohlendioxid unerlässlich. Da moderne Häuser als Energiesparhäuser konzipiert werden und dadurch sehr dicht sind, ist das richtige Lüften heute noch wichtiger als es vielleicht vor 20 Jahren war.
Durch das Stoßlüften, besonders verbunden mit Querlüften, wird in kurzer Zeit viel Raumluft gegen frische Außenluft ausgetauscht. Das ist zum Beispiel im Winter wichtig, da ein langes Lüften zu viel Heizenergie verschwenden würde. Auch ständig gekippte Fenster sind im Winter nicht praktikabel und auch nicht so effektiv wie das Stoßlüften.
Durch den schnellen aber volumenreichen Luftaustausch beim Stoßlüften, wird verbrauchter Sauerstoff ersetzt, die Schadstoffkonzentration in Räumen gesenkt und überschüssige Feuchtigkeit abgeführt. Das Stoßlüften in Verbindung mit Querlüften beschreibt im Prinzip einen kurzzeitigen Durchzug, bei dem gegenüberliegende Fenster oder Türen kurzzeitig (ca. 5 Min) geöffnet werden. Auf diese Weise lässt sich auf natürliche Weise schon die Raumluft gleich in mehreren Räumen erheblich verbessern. Es sollte 2- bis 4-mal täglich durchgeführt werden. Noch mehr Infos zum richtigen Lüftungsverhalten gibt es in meinem Beitrag: „Warum ist das regelmäßige Lüften so wichtig? + Tipps für ein besseres Raumklima“.
2. Pflanzen als natürliche Raumluftfilter einsetzen
Es ist bekannt, das Bäume und Pflanzen nicht nur den von uns benötigten Sauerstoff produzieren, sondern auch Schadstoffe und Feinstaub binden. Nicht anders ist dies bei Zimmerpflanzen, sodass die richtige Auswahl der Pflanzen zur Verbesserung der Raumluft beiträgt. Pflanzen geben zudem 90 % des aufgenommenen Wassers wieder an die Raumluft ab und beugen einer zu trockenen Raumluft vor. Ich gebe eine kurze Übersicht, welche Zimmerpflanzen zur natürlichen Verbesserung der Raumluft beitragen.
- Drachenbaum: Mit seiner Herkunft aus Afrika gehört der Drachenbaum zu den exotischen Pflanzen, welche sich gut als Zimmerpflanze kultivieren lassen. Neben seinem besonderen Erscheinungsbild, das jeder Wohnung exotische Akzente verleiht, filtert der Drachenbaum gut Schadstoffe aus der Raumluft. Es senkt zum Beispiel die Konzentration von Benzol, Formaldehyd und Trichlorethylen, welche häufig aus Möbeln, Teppichen oder Bindemitteln ausgasen.
- Einblatt: Ebenfalls wie der Drachenbaum sorgt das Einblatt für exotisches Dschungel-Flair. Die dunkelgrünen Blätter mit den weißen Blütenkolben wirken besonders dekorativ und sind ein optisches Highlight in jeder Wohnung. Das Einblatt ist mit sonnigen und halbschattigen Lichtverhältnissen zufrieden und filtert Wohngifte wie Benzol, Formaldehyd, Trichlorethen, Xylole, Toluole und Ammoniak aus der Raumluft.
- Grünlilie: Sehr pflegeleicht und dank geringer Ansprüche an die Umgebung, eignet sich die Grünlilie für sehr viele Räume, einschließlich des Schlafzimmers. Die Grünlilie besitzt 20 bis 40 cm lange Blätter mit weißem Rand. Schädliche Gase, wie Formaldehyd, Benzol oder Kohlenmonoxid, bindet die Grünlilie gut.
- Bogenhanf: Wegen seiner länglichen spitzen Blätter wird der Bogenhanf auch als „Schwiegermutterzunge“ bezeichnet und ist ebenfalls eine dekorative Bereicherung in vielen Räumen. Der Bogenhanf stammt ursprünglich aus Westafrika und eignet sich gut für warme Räume. Auch diese Pflanze filtert viele Schadstoffe aus der Atemluft in Räumen, beispielsweise Formaldehyd, Trichlorethylen, Benzol und Xylole. Zudem reichert der Bogenhanf auch in der Nacht die Raumluft mit Sauerstoff an.
3. Schimmelbildung vermeiden
Ursache für Schimmel ist in erster Linie zu viel Feuchtigkeit. Dort, wo sich permanent feuchte Stellen bilden, ist auch der Schimmel nicht mehr fern. Dazu bedarf es jedoch nicht immer einer undichten Stelle oder Leckage, sondern auch eine zu hohe Luftfeuchtigkeit ist die Ursache der Schimmelbildung. In erster Linie muss dann regelmäßig gelüftet werden, um Luftfeuchtigkeit auch abzutransportieren.
Physikalisch bedingt steigt die relative Luftfeuchtigkeit, wenn warme Luft abgekühlt wird bzw. verringert sich, wenn kalte Luft aufgewärmt wird. Trifft also warme Luft auf kühle Gebäudeflächen, kann sich an den kalten Stellen Feuchtigkeit niederschlagen. Wir kennen das Prinzip auch durch kalte Gläser im Sommer, welche sich dann nass anfühlen. Neben falschem Lüftungs- und Heizverhalten kann auch eine mangelnde Gebäudeisolierung Ursache für Schimmel sein. Oft sind es Kältebrücken, wo sich die Schimmelbildung frühzeitig zeigt.
Auch das Badezimmer ist ein Raum, der permanent zu hoher Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist. Wichtig ist nach jedem Duschen oder Baden, dass ausreichend das Badezimmer gelüftet wird.
4. Staub binden und entfernen
Staub in Wohnungen sollte regelmäßig entfernt werden, was viele schon aus optischen Gründen machen. Viel gefährlicher als der sichtbare Staub ist jedoch Feinstaub, wie er bei der Verbrennung entsteht. Er gelangt über die Atemwege bis tief in unsere Lunge und ist Ursache für viele Erkrankungen der Atemwege. Normale Staubsauger erfassen Feinstaub nicht, sondern verteilen ihn sogar erneut vom Boden in die Raumluft. Es gibt Staubsauger und Saugroboter, welche durch spezielle Schwebstofffilter (HEPA-Filter) Feinstaub nicht mit der Abluft wieder in die Raumluft transportieren. Alternativ sollte Staub nicht trocken mit einem Staubtuch verwirbelt werden, sondern durch Nassputzen gebunden und entfernt werden. Für Böden eignen sich auch Saugroboter mit Wischfunktion.
5. Lebensgewohnheiten anpassen
Schon bei der Auswahl von Möbeln, Teppichen oder Farben kann auf schadstofffreie Produkte geachtet werden, sodass es gar keine schädlichen Schadstoffkonzentrationen in Räumen auftreten. Produkte, welche mit dem „Blauen Engel“, dem TÜV-Siegel, “ IBR“ oder „natureplus“ gekennzeichnet sind, enthalten keine bedenklichen Konzentrationen von Schadstoffe.
Befindet sich in der Wohnung ein offener Kamin oder Ofen, muss die ordnungsgemäße Ableitung der Abgase sichergestellt sein. Ein Problem stellt oft die Entfernung der Asche dar, wobei auch Feinstaub in die Räume gelangen kann. Deswegen sollte der Aschebehälter außerhalb der Wohnung ausgeschüttet werden. Für offene Feuerstellen ohne Aschebehälter lohnt sich die Anschaffung eines Aschesaugers, wenn er die für Feinstaub nötige Filterbestückung (HEPA-Filter) aufweist.
Zigarettenrauch ist eine Schadstoffquelle der unterschiedlichsten Wohngifte. Die Schadstoffe können sich in Polstern, Möbeln oder an Wänden festsetzen und ständig die Konzentration in Räumen erhöhen. Zudem sorgt Zigarettenrauch auch nachhaltig für unangenehme Gerüche. Es ist sehr empfehlenswert, dass Rauchen nach draußen zu verlegen, damit die Wohnräume frei von Zigarettenrauch bleiben. Alternativ kann am offenen Fenster geraucht werden, was dann gleichzeitig für den gelüfteten Raum sorgt. Dazu spielt natürlich die Häufigkeit eine große Rolle, was bei Starkrauchern dann wohl indiskutabel wird. Ich empfehle dazu auch meinen Beitrag: „Helfen Luftreiniger gehen Rauch? Welche Modelle sind besten im Test?“. Hier kommst du übrigens auch noch zu unserem großen Luftreiniger Vergleich!
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